Skip to main content

Zwischen Seenromantik und Strukturwandel: Wie sich die Müritz wirtschaftlich neu erfinden muss

Die Müritz gilt nicht nur als größter Binnensee Deutschlands, sondern auch als eine der bekanntesten Tourismusregionen des Landes. Jährlich zieht die Seenlandschaft hunderttausende Besucher an, die für Übernachtungen, Gastronomie und Freizeitangebote sorgen. Rund jede vierte Stelle in der Region ist direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig – eine Zahl, die verdeutlicht, wie stark diese Branche das wirtschaftliche Fundament bestimmt.

Doch genau in dieser Dominanz liegt auch ein größerwerdendes Problem - die Abhängigkeit der Toursimusindustrie. Saisonalität, Fachkräftemangel und steigende Betriebskosten werden zu immer stärkeren Risikofaktoren. Des Weiteren ist die Abhängigkeit eines einzelnen Wirtschaftszweig auch sehr risikorreich für die gesamte Gegend. Aber wie sicher ist der Tourismus in der Müritz und welche anderen Standbeine werden heute schon entwickelt?

Mittelständische Betriebe als Stütze

Natürlich haben Hotels, Ferienwohnungen und Freizeitangebote in den letzten Jahren enorm zugenommen, wie es in von Tourismus geprägten Gegenden üblich ist. Doch es haben sich auch mehrere mittelständische Betriebe entwickelt, die zwar nicht touristisch, aber dennoch regional agieren. Die Agrar GmbH Lärz-Krümmel setzt sich beispielsweise stark für nachhaltige Land- und Kreislaufwirtschaft ein - ein Thema, das nicht nur deutschlandweit immer relevanter wird, sondern auch dem gesamten Müritzerkreis nützt.

Betriebe wie dieser helfen, eine Stütze für den Tourismus zu erbauen und bieten nicht nur sichere Arbeitsplätze, sondern verbinden auch Tradition, Region und Innovation.

Startups mit regionalem Bezug

Auch junge Unternehmen entdecken die Müritz für sich. Mit „Seenkind“ hat sich in Waren (Müritz) ein Startup etabliert, das Lebensmittelkonzepte auf Basis regionaler Zutaten entwickelt. Das Angebot reicht von naturnahen Produkten bis hin zu neuen Vertriebswegen, die auf Nachhaltigkeit und Authentizität setzen.

Durch die Verbindung von lokaler Identität mit modernen Geschäftsmodellen entstehen Ansätze, die sich bewusst von Massenprodukten abgrenzen. Diese Ideen schaffen nicht nur Wertschöpfung, sondern binden auch die jüngere Generation stärker an die Region. Für viele Rückkehrer oder Neuansiedler ist gerade die Kombination aus Naturverbundenheit und unternehmerischer Freiheit ein entscheidendes Argument.

Digitale Geschäftsmodelle mit globaler Reichweite

Während Unternehmen wie Seenkind stark auf regionale Ressourcen setzen, entstehen parallel Geschäftsmodelle, die weniger standortgebunden sind. Kleine Software-Dienstleister entwickeln zum Beispiel Outdoor-Apps für Wanderer und Radfahrer, die sich nicht nur in der Region, sondern auch international einsetzen lassen.

Solche digitalen Lösungen funktionieren unabhängig von Besucherzahlen oder saisonalen Schwankungen und eröffnen völlig neue Märkte. Sie zeigen, dass die Müritz mehr zu bieten hat als klassische Tourismuswirtschaft. Gerade in einer Zeit, in der ortsunabhängige Geschäftsmodelle immer stärker nachgefragt sind, können digitale Branchen zu einer entscheidenden Ergänzung werden.

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass Plattformökonomien ein universelles Muster darstellen. Geschäftsmodelle, die in globalen Märkten skalieren, ähneln in ihrer Struktur teils den digitalen Angeboten anderer Branchen – von Streamingdiensten bis hin zu Beispielen wie Casinos mit 10 Euro Einzahlung, die ihre Reichweite über digitale Plattformen unabhängig vom Standort aufbauen. Für die Region ist das ein Hinweis darauf, wie digitale Anbieter unabhängig von lokaler Nachfrage erfolgreich sein können.

Nachhaltigkeit als verbindendes Element

Ein zentrales Thema, das alle Bereiche durchzieht, ist die Nachhaltigkeit. Sie zeigt sich nicht nur in ökologisch orientierten Betrieben wie der Agrar GmbH Lärz-Krümmel, sondern auch in touristischen Konzepten und digitalen Projekten. Besucher erwarten zunehmend klimafreundliche Angebote, von CO₂-neutralen Unterkünften bis zu regionaler Gastronomie. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit ein Alleinstellungsmerkmal für die Wirtschaft, das langfristige Stabilität verspricht.

Auch im digitalen Bereich spielt das Thema eine Rolle. Energieeffizienz, Ressourcenschonung und eine bewusste Gestaltung von Prozessen werden für junge Unternehmen zu Wettbewerbsfaktoren. Wer beides verbindet – digitale Skalierbarkeit und ökologische Verantwortung – verschafft sich Vorteile im Wettbewerb um Kunden und Fachkräfte.

Bildung und Fachkräfte als Schlüssel

Ob Landwirtschaft, Handwerk oder digitale Startups – ohne qualifizierte Menschen bleibt der Wandel reine Theorie. In der Müritz-Region wächst deshalb die Bedeutung von Kooperationen zwischen Schulen, Hochschulen und Betrieben. Projekte, die Jugendlichen früh digitale Kompetenzen vermitteln, gewinnen an Gewicht. Gleichzeitig entstehen Weiterbildungsangebote, die Beschäftigte fit für neue Technologien machen sollen.

Gefragt sind aber nicht nur Programmierer oder IT-Spezialisten. Auch in traditionellen Branchen braucht es Nachwuchs, der moderne Verfahren versteht – vom Einsatz smarter Maschinen in der Landwirtschaft bis hin zu nachhaltigen Bauweisen im Handwerk. Gerade die Verbindung aus gewachsenem Know-how und neuen Methoden könnte den entscheidenden Vorsprung bringen.

Region zwischen Tradition und Moderne

Die Müritz bleibt ein Ort, der von ihrer Landschaft lebt – Seen, Wälder und kleine Orte prägen das Bild. Doch wer genauer hinsieht, erkennt neben dem Tourismus immer stärker auch die andere Seite: mittelständische Betriebe, junge Gründer und digitale Anbieter, die ein zweites wirtschaftliches Standbein schaffen.

Das Ziel ist es keinesfalls, den Tourismus zurückzudrängen oder zu verteufeln. Vielmehr geht es darum, die unterschiedlichsten Wirtschaftszweige zu verbinden und abgesichert zu sein, falls das Tourismusgeschäft ein wenig ins Wanken kommt.